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Tollwut (Rabies, Lyssa) Aktuell meldet der Landkreis Stade (03.12.2015) Fledermaus-Tollwut im Landkreis Stade nachgewiesen siehe auch unter Rubrik Presse.
 
·         Definition
·         Ursachen
·         Symptome
·         Diagnose
·         Therapie
·         Verlauf
·         Vorbeugen
(Stand: 17. August 2010)
Die Tollwut (Rabies, Lyssa) ist eine lebensbedrohliche, durch Viren ausgelöste Infektionskrankheit. Ihre Übertragung erfolgt in der Regel durch den Biss eines erkrankten Tiers.
In Deutschland fanden sich die Erreger der Tollwut früher vor allem bei wild lebenden Fleischfressern (Füchse, Dachse, Marder), die dann Rehe und Haustiere (Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde sowie Hunde und Katzen) infizieren konnten. Die meisten Tiere steckten sich beim Fuchs an; die Ansteckung des Menschen erfolgte überwiegend durch Bisse von Hund oder Katze. Nagetiere wie Eichhörnchen, Ratten und Mäuse spielen bei der Verbreitung der Tollwut keine Rolle.
Dank konsequenter Bekämpfungsmaßnahmen, vor allem durch Immunisierung der Füchse (mit sog. Impfködern), ist es in Deutschland und in einigen anderen europäischen Ländern gelungen, die Tollwut bei Wild- und Haustieren weitgehend zu beseitigen. Hierzulande ist die Krankheit nur noch durch Fledermäuse übertragbar.
Daher ist das Ansteckungsrisiko für in Deutschland lebende Menschen derzeit gering – es besteht vor allem bei Reisen in Tollwut-Länder oder bei Kontakt mit infizierten Tieren aus diesen Gebieten. Allerdings ist jederzeit eine erneute Einschleppung der Tollwut nach Deutschland möglich (z.B. durch illegale Einfuhr von ungeimpften Haustieren aus Tollwut-Gebieten (wie z.B. Weißrussland, Bosnien, Kroatien oder die Türkei), wenn auch unwahrscheinlich.
In Deutschland gibt es ein bis drei gemeldete (eingeschleppte) Fälle von Tollwut beim Menschen jährlich. Die typischen Anzeichen für eine Tollwutinfektion sind starke Schmerzen an der Bissstelle, Wasserscheu, Schluckstörungen, Speichelfluss, Angst und Gemütsschwankungen. Infolge zunehmender Lähmungen endet jede Erkrankung nach dem Auftreten der ersten Symptome tödlich. Durch sofort nach einem Biss eingeleitete Maßnahmen wie die passive Immunisierung lässt sich der Ausbruch der Tollwut jedoch meistens verhindern. Für beruflich gefährdete Menschen (wie Personen mit engen Kontakt zu Fledermäusen oder Laborpersonal, das mit Tollwutviren in Kontakt kommen kann) in Deutschland und vor Reisen in Tollwut-Länder ist eine vorbeugende Tollwutimpfung zu empfehlen.
Häufigkeit
(Stand: 17. August 2010)
Dank konsequenter Bekämpfung der Tollwut (Rabies, Lyssa) weist die Erkrankung in Deutschland, Österreich und einigen anderen europäischen Ländern nur noch eine geringe Häufigkeit auf: Vor allem durch Immunisierung der Füchse (mit sog. Impfködern) ist es dort gelungen, die Tollwut bei Wild- und Haustieren weitgehend zu beseitigen. Hierzulande können nur noch Fledermäuse die Tollwut übertragen. Allerdings ist es jederzeit möglich, die Tollwut wieder einzuschleppen: In den letzten 15 Jahren haben Reisende mehrfach mit Tollwut infizierte Hunde nach Deutschland gebracht.
Während die Häufigkeit von Tollwut in Deutschland mit durchschnittlich 1 bis 3 Fällen beim Menschen pro Jahr (Europa 30 Fälle) gering ist, tritt die Tollwut in Asien (China 5.000, Indien 15.000) weitaus häufiger auf; dies ist auch bei Auslandsreisen zu beachten. Weltweit sterben rund 55.000 Menschen pro Jahr an Tollwut, wobei jedoch mit einer erheblichen Dunkelziffer, vor allem in Afrika und Asien, zu rechnen ist.
In Deutschland trat der letzte Fall von Tollwut bei einem Menschen im Jahr 2007 auf. Die Infektion mit dem Tollwutvirus fand jedoch nicht in Deutschland statt, sondern in Marokko, wo der Betroffene von einem streunenden Hund gebissen wurde.
Tollwut (Rabies, Lyssa): Ursachen
 
(Stand: 17. August 2010)
Für die Tollwut (Rabies, Lyssa) sind als Ursachen Infektionen mit einem bestimmten Virus verantwortlich. Dieses Virus gehört zur Gruppe der zylindrisch geformten RNA-Viren, den sogenannten Rhabdo-Viren. Diese Erreger der Tollwut finden sich vor allem bei wild lebenden Tieren (Füchse, Dachse, Marder, Rehe) und bei Haustieren (Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde sowie Hunde und Katzen). Nagetiere wie Ratten, Mäuse oder Eichhörnchen spielen bei der Verbreitung der Tollwut keine Rolle.
Als in Deutschland (ebenso wie in einigen anderen europäischen Ländern) die Tollwut bei Wild- und Haustieren noch nicht dank langjähriger Bekämpfungsmaßnahmen (v.a. das Auslegen von Impfstoffködern) weitgehend beseitigt war, steckten sich die meisten Tiere hierzulande beim Fuchs an; die häufigste Ursache für die Ansteckung des Menschen mit Tollwut war ein Hundebiss oder Katzenbiss. Tiere und Menschen können sich wie folgt über den virushaltigen Speichel eines tollwütigen Tiers infizieren, wenn der Speichel durch die verletzte Haut in den Körper gelangt:
  • Wenn ein tollwutverdächtiges oder tollwütiges Wild- oder Haustier oder eine Fledermaus an einer Hautstelle leckt oder knabbert, die oberflächliche, nicht blutende Kratzer oder Hautabschürfungen aufweist,
  • wenn ein tollwutverdächtiges oder tollwütiges Wild- oder Haustier oder eine Fledermaus beißt oder kratzt oder wenn Schleimhäute oder Wunden mit Speichel der Tiere in Berührung kommen (z.B. durch Lecken).
Eine Infektion mit Tollwut kann aber auch stattfinden, wenn aus einem beschädigten Impfstoffköder Impfflüssigkeit austritt und mit verletzter Haut oder mit Schleimhäuten in Kontakt kommt.
An der Infektionsstelle vermehrt sich das Tollwutvirus erst in den Muskelzellen. Dann wandern die Viren über die Nerven in das Gehirn, wo sie sich weiter vermehren. Von dort aus gelangen die Erreger der Tollwut in die Speicheldrüsen, in die Bauchspeicheldrüse und die Haarbalgdrüsen, wo sie sich wiederum vermehren und mit dem jeweiligen Sekret (Speichel, Verdauungssekret, Schweiß) abgegeben werden.
Tollwut (Rabies, Lyssa): Symptome
 
(Stand: 17. August 2010)
Beim Menschen verläuft die Tollwut (Rabies, Lyssa) in drei Stadien, die durch verschiedene Symptome gekennzeichnet sind:
Vorläuferstadium der Tollwut:
Akute neurologische Phase der Tollwut:
  • Angstgefühle, Unruhe,
  • durch das Schlucken ausgelöste Krämpfe der Schlundmuskulatur, dadurch
  • Angst zu trinken,
  • Speichelfluss aus dem Mund, um den Speichel nicht schlucken zu müssen,
  • abwechselnd aggressiver und depressiver Gemütszustand,
  • Wasserscheu (Hydrophobie) – die optische oder akustische Wahrnehmung von Wasser führt zu Unruhe und Krämpfen, die sich auf die gesamte Muskulatur erstrecken können.
Koma als letztes Stadium der Tollwut:
  • Nachlassen der Krämpfe und der Unruhe,
  • fortschreitende Lähmungen,
  • Tod.
Unbehandelt führt die Tollwut in allen Fällen zum Tod (100-prozentige Letalität). Erhalten die Betroffenen keine intensivmedizinische Betreuung, liegen zwischen dem Auftreten der ersten Symptome und dem tödlichen Ausgang der Tollwut maximal sieben Tage. Weltweit ist bisher nur ein Fall in den USA bekannt, wo ein 15-jähriges Mädchen Anzeichen einer Tollwut-Erkrankung zeigte und überlebte, obwohl es nicht geimpft war. Die Gründe für sein Überleben sind unklar.
Tollwut (Rabies, Lyssa): Diagnose
(Stand: 17. August 2010)
Bei der Tollwut (Rabies, Lyssa) erfolgt die Diagnose durch den direkten mikroskopischen Nachweis des verantwortlichen Virus – im Speichel, in der Hirnflüssigkeit oder in den Haarfollikeln der Betroffenen. Eindeutig bestätigen lässt sich die Diagnose aber erst nach dem Tod der Betroffenen durch Proben aus dem Hirngewebe. Es ist ratsam, die Überträgertiere unter amtstierärztlicher Aufsicht zu beobachten und zu untersuchen. Häufig sind Antigene im Speichel des noch lebenden Tiers nachweisbar. Sichern lässt sich die Verdachtsdiagnose Tollwut aber ebenfalls nur am toten Tier.
Für die Einleitung der Tollwut-Therapie ist die Sicherung der Diagnose jedoch ohne Bedeutung: Wenn ein tollwutverdächtiges oder tollwütiges Wild- oder Haustier oder eine Fledermaus Bissverletzungen oder Kratzwunden zugefügt hat oder deren Speichel mit oberflächlichen Kratzern, Hautabschürfungen oder Wunden in Kontakt gekommen ist, ist eine sofortige Behandlung wichtig – ohne bis zur Klärung des Infektionsverdachts abzuwarten. Wenn sich im Nachhinein herausstellt, dass der Tollwut-Verdacht falsch war, kann man die Behandlung abbrechen.
Tollwut (Rabies, Lyssa): Therapie
 
(Stand: 17. August 2010)
Bei Verdacht auf Tollwut (Rabies, Lyssa) sollte so schnell wie möglich eine Therapie erfolgen, da die Infektionskrankheit unbehandelt immer zum Tod führt.
Jede Wunde, die ein möglicherweise mit Tollwut infiziertes Tier zugefügt hat oder die mit dem Speichel eines solchen Tiers oder mit der Impfflüssigkeit eines Impfstoffköders in Kontakt gekommen ist, ist direkt ausgiebig mit Seifenlösung oder Wasser zu reinigen, um den Erreger der Tollwut auszuwaschen, und mit Alkohol oder Jod zu desinfizieren. Tiefere Wunden sind zusätzlich mit Kathetern auszuspülen.
Wenn der Verdacht auf eine Tollwut-Infektion besteht, sollten Sie sich sofort auf einer intensivmedizinischen Station behandeln lassen. Dort erhalten Sie nach der Waschung der Infektionsstelle unverzüglich eine sogenannte Immunprophylaxe. Dies bedeutet: Die Ärzte impfen Sie nach einem festgelegten Schema mit einem Totimpfstoff aktiv und – je nach Art des Tierkontakts – immunisieren Sie gleichzeitig mit einem Immunglobulin passiv gegen Tollwut. Zusätzlich ist vorsorglich auch eine Impfung gegen Tetanus (Wundstarrkrampf) ratsam.
Tollwut (Rabies, Lyssa): Verlauf
 
(Stand: 17. August 2010)
Bei Tollwut (Rabies, Lyssa) hängt der Verlauf stark von einer frühzeitigen Therapie ab: Die ersten Behandlungsmaßnahmen sollten möglichst sofort nach der Infektion (z.B. nach dem Biss durch ein tollwutverdächtiges Tier) erfolgen. Wenn die Krankheit mit den ersten Symptomen ausbricht, ist sie nicht mehr heilbar. Der tödliche Verlauf der Tollwut lässt sich dann nur noch mit intensivmedizinischen Mitteln (z.B. durch Beatmung) hinauszögern. Der Fall in den USA aus dem Jahr 2005, wo ein 15-jähriges Mädchen Tollwut überlebte, ist bisher einzigartig und ungeklärt.
 
Tollwut (Rabies, Lyssa):
Vorbeugen
 
Zur allgemeinen Vorbeugung von Tollwut gehört es auch, die Verbreitung der Krankheit bei Wild- und Haustieren zu bekämpfen: Dank konsequenter Maßnahmen wie der Immunisierung der Füchse (mit sog. Impfködern) ist dies in Deutschland weitgehend gelungen. Das Risiko, dass die Wildtier-Tollwut wieder nach Deutschland eingeschleppt wird, besteht zwar, ist aber als sehr gering zu bewerten. Ein schwerer einzuschätzendes Risiko ist jedoch die gesetzwidrige Einfuhr von Haustieren aus Tollwutgebieten (wie z.B. Weißrussland, Länder der Balkanregion oder die Türkei): In den letzten 15 Jahren gab es einige Fälle, in denen Reisende mit Tollwut infizierte Hunde nach Deutschland brachten. Wer ein nicht ausreichend gegen Tollwut geimpftes Tier (z.B. Hund oder Katze) aus nicht tollwutfreien Ländern einführt, kann sein eigenes Leben und das aller Kontaktpersonen in Gefahr bringen und darüber hinaus die jahrelangen und kostenintensiven Bemühungen, Deutschland frei von Tollwut zu bekommen, zunichte machen.